Sommerzeit, Ferienzeit, reisen Sie auch gerne und lernen fremde Spezialitäten kennen?
Mit einem kleinen Boot, gelenkt von einem panamaischen Fischer, fuhren wir auf eine menschenleere Insel im maritimen Naturschutzpark Chiriqui im Pazifik. Zwischen Kokospalmen trotzte ein zerzauster Baum mit gelben walnussgrossen Früchten dem Wind, ich streckte mich nach ihnen und konnte fünf pflücken. Unser Bootsmann lächelte und brummte so was ähnliches wie „Lemoncito“, deutete auf seinen Mund und nickte.
Essen ist für mich nicht nur eine Notwendigkeit, nein, ich hungere nach unbekannten Aromen, Früchten und Gewürzen, die ich auf Reisen entdecke. Diese kleine unscheinbare Frucht schmeckte köstlich, wie ein Zwischending aus Apfel und Zitrone. Zwar umhüllte die Schale nur wenig Fruchtfleisch, in der Mitte dominierte ein dicker Kern. Doch gierig durch dieses neue Geschmackserlebnis stopfte ich mir gleich den zweiten meiner fünf geernteten Lemoncito in den Mund. „Pass mal lieber auf“, unterbrach mich mein vernünftiger Partner. Eine Viertelstunde später glühten meine Zunge und mein Gaumen, wie noch niemals zuvor in meinem Leben, ein teuflisches fast lähmendes Brennen, obwohl ich Chilis liebe, gerne richtig scharf esse. Diese hier schienen eine Geheimsorte zu sein: eine Spätzünderchili. Als verkleidete Apfelzitrone verdrehte sie den Kopf, um im Nachgang zu explodieren. Eigentlich hat es Pedro mir gesagt, aber bei Gier sind meine Ohren taub und die Spanischkenntnisse bleiben beim Lebensnotwendigen stecken, bei te quero, vino tinto und Cerveza. Nun habe ich ein neues Wort gelernt : agudo-scharf, und meine These bestätigt: Menschen lernen nur durch den Schmerz. Vielleicht war diese Lemoncito eben der Apfel aus dem Paradies, der nicht gepflückt werden sollte. Aus dem Paradies vertrieben, träumen wir nicht nur von der vorsichtigen Verwendung von Lemoncito.
Danke Sabine, eine wunderbare Reminiszenz …
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Liebe Marianne
Danke, Du treue Leserin!
Herzlichst Sabine
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